
Schweigen ist nicht unhöflich
Von Jens Geffken - Geschrieben 16 Feb. 25Schweigen ist nicht unhöflich. Weniger reden, agitieren und politisieren kann sinnvoll sein. Mehr Stille und Ruhe, die die oft unterschätzte Kraft des Schweigens offenbaren, sind in einer Welt, die von ständiger Kommunikation geprägt ist – sei es politisch oder wirtschaftlich –, ein wertvolles Gegengewicht. Ein unaufhörlicher Strom aus Informationen, gesteuert von mathematischen Formeln, Interessen und Anwendungen, dominiert unseren Alltag. Umso wichtiger ist es, die Bedeutung der Stille neu zu entdecken.
Gilt Schweigen als unhöflich, distanziert oder unangemessen, gar verpöhnt, wird übersehen, dass nicht jedes Gespräch, Rede, Interview, Aufruf zum demonstrieren einen Mehrwert bietet. Viel zu oft sind wir von endlosem Blabla, sinnlosem Quasseln und nicht enden wollendem Geschwafel umgeben, gerade jetzt in Zeiten einer bevorstehenden demokratischen Wahl. Doch Schweigen hat eine eigene Qualität – eine, die wir verlernt haben zu schätzen. In diesem Beitrag wird untersucht, warum Schweigen kein Zeichen von Unhöflichkeit, sondern eine nützliche Fähigkeit darstellt.
Die fünf Vorteile des Schweigens
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Klarheit und Tiefgang. Schweigen gibt Raum, um nachzudenken und die Gedanken zu ordnen. Wer sich nicht ständig im unaufhörlichen Seiern verliert, sondern bewusst schweigt, kann reflektierter und präziser kommunizieren.
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Stille fördert innere Ruhe. Ständigem Gequatsche ausgesetzt zu sein, führt zu mentaler Erschöpfung. Schweigen reduziert Stress, beruhigt das Nervensystem und schafft einen Zustand innerer Ausgeglichenheit.
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Bewusstere und tiefere Kommunikation. Menschen, die nicht dauernd quasseln, sondern sich auf Gespräche fokussieren, werden als bessere Zuhörer wahrgenommen. Das bewusste Zulassen von Pausen macht Gespräche effektiver.
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Stille als soziale Kompetenz. Schweigen ist nicht nur ein Zeichen von Selbstsicherheit, sondern auch von Respekt. Wer nicht in jedes Gespräch hineinlabert, sondern Raum für andere lässt, zeigt soziales Verständnis.
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Gesundheitliche Vorteile des Schweigens. Zahlreiche Studien zeigen, dass Stille das Gehirn regenerieren kann. Weniger Lärm bedeutet weniger Cortisolausschüttung, was sich positiv auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen und das Immunsystem auswirkt.
Schweigen in spirituellen Traditionen
In vielen Kulturen wird Schweigen bewusst als Übung praktiziert. Im Buddhismus und Hinduismus gibt es die Praxis des Mouṇa (auch Mauna geschrieben), bei der Menschen sich für eine bestimmte Zeit des Sprechens enthalten, um geistige Klarheit zu gewinnen. Auch christliche Mönchsorden wie die Trappisten pflegen Phasen der Stille als Weg zu mehr Achtsamkeit und spiritueller Tiefe.
Psychologische Aspekte des Schweigens
Schweigen hat auch tiefenpsychologische Bedeutung. In der Therapie kann es beispielsweise ein mächtiges Werkzeug sein, um Reflexion zu fördern. Nicht alles muss sofort in Worte gefasst werden – manche Gedanken benötigen Raum, um sich zu entfalten. In sozialen Interaktionen signalisiert Stille oft emotionale Tiefe, Nachdenklichkeit oder ein bewusstes Aushalten von Momenten.
Zusammenfassung
Schweigen ist kein Zeichen von Unhöflichkeit – im Gegenteil. Es ermöglicht tiefere Reflexion, reduziert Stress, verbessert die Kommunikation und bietet gesundheitliche Vorteile. Wer weniger labert und das ständige Blubbern reduziert, schafft Raum für das Wesentliche. Weniger schwafeln und die Kraft der Stille wiederentdecken.