Bewegendes Universum

Bewegendes Universum

Von Jens Geffken - Geschrieben 25 Jan. 25

Wir stehen auf der Erde, als wären wir fest verankert, doch in Wahrheit ist unser Planet in ständiger Bewegung. Die Erde gleicht einem kosmischen Passagier, der unermüdlich durch das Universum rast. Ihr Standort ist alles andere als statisch, und diese Bewegungen sind mit beeindruckenden Zahlen und Fakten belegt. Lass uns diese Reise genauer unter die Lupe nehmen.

1. Die Drehung der Erde um ihre eigene Achse

Die offensichtlichste Bewegung ist die Drehung der Erde um ihre eigene Achse. Dies verursacht Tag und Nacht und geschieht mit einer Geschwindigkeit von etwa 1670 km pro Stunde am Äquator. Das bedeutet, dass wir uns gerade jetzt mit enormer Geschwindigkeit um die eigene Achse drehen – auch wenn wir nichts davon spüren. Warum? Weil die Drehung konstant ist und wir uns gemeinsam mit allem auf der Erdoberfläche bewegen. Es gibt keine plötzlichen Beschleunigungen oder Bremsmanöver, die wir bemerken könnten.

2. Die Drehung um die Sonne

Die nächste Bewegung ist die der Erde um die Sonne. Mit einer Geschwindigkeit von etwa 107.000 km pro Stunde legt unser Planet in einem Jahr rund 940 Millionen Kilometer zurück. Dieser Weg ist nicht kreisförmig, sondern leicht elliptisch, was zu den Jahreszeiten führt. Auch hier spüren wir nichts, da diese Bewegung gleichmäßig erfolgt und durch die Schwerkraft der Sonne stabilisiert wird.

Die Jahreszeiten entstehen durch die Neigung der Erdachse und nicht direkt durch die elliptische Umlaufbahn der Erde um die Sonne. Hier ist eine ausführlichere Erklärung:

Erdachsen-Neigung: Die Erdachse ist um etwa 23,5 Grad gegenüber der Senkrechten zur Ebene der Umlaufbahn (Ekliptik) geneigt. Dadurch steht die Nordhalbkugel und die Südhalbkugel im Laufe eines Jahres abwechselnd stärker oder schwächer zur Sonne geneigt.

Wenn die Nordhalbkugel zur Sonne geneigt ist (ca. 21. Juni), trifft das Sonnenlicht direkter auf diese Region, wodurch die Tage länger und wärmer sind – es ist Sommer auf der Nordhalbkugel. Gleichzeitig erhält die Südhalbkugel weniger direkte Sonneneinstrahlung, was dort zu Winter führt. Umgekehrt ist es der Fall, wenn die Südhalbkugel zur Sonne geneigt ist (ca. 21. Dezember). Dann hat die Nordhalbkugel Winter und die Südhalbkugel Sommer.
Die elliptische Form der Umlaufbahn spielt nur eine untergeordnete Rolle. Obwohl die Erde im Januar der Sonne etwas näher ist (Perihel) und im Juli weiter entfernt (Aphel), beeinflusst das die Jahreszeiten kaum. Die Temperaturen hängen hauptsächlich von der Achsenneigung und dem Einfallswinkel der Sonnenstrahlen ab. Die gleichmäßige Bewegung der Erde um die Sonne sorgt dafür, dass der Wechsel der Jahreszeiten regelmäßig erfolgt. Ohne diese Stabilität wären die Jahreszeiten chaotisch oder unberechenbar. Die Jahreszeiten entstehen, weil die Erdachse geneigt ist, und nicht wegen der Entfernung der Erde zur Sonne.

3. Das Sonnensystem bewegt sich durch die Milchstraße

Die Sonne selbst ist kein Fixpunkt. Sie bewegt sich selbst zusammen mit ihrem gesamten Planetensystem durch die Milchstraße. Die Geschwindigkeit dieser Bewegung beträgt etwa 828.000 km pro Stunde. Es dauert ungefähr 230 Millionen Jahre, bis unser Sonnensystem eine komplette Umrundung des galaktischen Zentrums absolviert hat – ein Zeitraum, der als galaktisches Jahr bezeichnet wird. Seit der Entstehung der Erde vor etwa 4,5 Milliarden Jahren hat unser Planet also gerade einmal rund 20 solcher galaktischer Jahre hinter sich gebracht. Die kann im kontext Astronomischer Betrachtung als relativ jung bezeichnet werden.

4. Die Milchstraße rast durch das Universum

Die Milchstraße selbst bewegt sich ebenfalls. Unsere Galaxie ist Teil der Lokalen Gruppe, eines Galaxienhaufens, der sich mit etwa 2,2 Millionen km pro Stunde auf den sogenannten Großen Attraktor zubewegt – eine riesige Ansammlung von Masse im Universum. Der Große Attraktor ist eine mysteriöse Region im Universum, die aufgrund ihrer enormen Gravitation eine große Anzahl von Galaxien, einschließlich unserer Milchstraße, anzieht. Hier ist eine detaillierte Erklärung:

  • Der Große Attraktor ist kein einzelnes Objekt, sondern eine riesige Ansammlung von Materie, die eine starke Gravitationswirkung ausübt.

  • Er liegt im Superhaufen-Nexus, einer Region des Weltraums, in der sich mehrere Superhaufen von Galaxien befinden.

  • Der Große Attraktor liegt in der sogenannten Zone of Avoidance (Zone der Vermeidung) im Sternbild Centaurus, einer Region des Himmels, die von der Milchstraße verdeckt wird.

  • Er befindet sich etwa 150–250 Millionen Lichtjahre von uns entfernt

  • Der Große Attraktor beeinflusst die Bewegung von Millionen Galaxien, einschließlich der Milchstraße, der Andromeda-Galaxie und der gesamten Lokalen Gruppe. Unsere Milchstraße bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von etwa 600 km pro Sekunde in Richtung des Großen Attraktors.

Diese Bewegung ist Teil des kosmischen Flows, bei dem Galaxien durch gravitative Wechselwirkungen von Massereichen Regionen angezogen werden. Dieser gewaltige kosmische Tanz verdeutlicht, dass selbst die “festen” Strukturen des Universums immer in Bewegung sind.

Warum merken wir nichts ?

Obwohl wir uns in einer Vielzahl von Bewegungen befinden, nehmen wir sie nicht wahr. Das liegt an der Relativität der Bewegung und der Tatsache, dass wir Teil dieses Systems sind. Stell dir vor, du sitzt in einem Flugzeug, das gleichmäßig fliegt. Solange es keine Turbulenzen gibt, spürst du weder die Geschwindigkeit noch die Höhe. Ähnlich verhält es sich mit der Bewegung der Erde. Unsere Sinne sind nicht darauf ausgelegt, gleichmäßige Bewegungen zu registrieren, da es keine äußeren Referenzpunkte gibt, die wir direkt wahrnehmen könnten.

Darüber hinaus schützt uns die Erdanziehungskraft. Sie sorgt dafür, dass wir fest auf dem Boden bleiben und nicht in den Weltraum geschleudert werden, obwohl wir mit halsbrecherischen Geschwindigkeiten unterwegs sind.

5. Alles in Bewegung

Die Erde ist ein wahres Wunderwerk der Bewegung. Von der Rotation um die eigene Achse über die Reise um die Sonne bis hin zur Bewegung durch die Galaxie – unser Standort im Universum ist niemals statisch. Diese Bewegungen sind so groß und konstant, dass wir sie im Alltag nicht bemerken. Das Universum ist ein gigantischer Tanz.